The Place to be – An Ort & Stelle
Bleiben, wo es gefällt: Wildcampen in Deutschland und anderswo in Europa
Wildes Campen ist mit allerlei romantischen Verklärungen verbunden. Gefühlsmäßig ist es ja auch die freieste und unkomplizierteste Art, seinen Camper zu nutzen. Besonders »naturnahe« Camper träumen oft davon.
Wenn du allerdings anfängst, darüber nachzudenken, fallen dir ganz schnell ein paar grundsätzliche Probleme mit der naturverbundenen Freiheit auf. Überall dort, wo der Mensch in Massen einfällt, vernichtet er, was er vorgibt zu lieben. Das ist so und da kannst du stundenlang drüber diskutieren, an den Fakten werden wir hier leider nichts ändern können. Im Grunde fängt es schon mit der Straße an, auf der du in die Natur fährst, und geht dann auf nahezu alle Aktivitäten über, die du so geplant hast.
Schütze, was du liebst
Selbst wenn du dich perfekt verhältst, wenn du alles richtig machst und vorbildlich naturverbunden lebst, selbst dann bist du einer von vielen, einer von so vielen, dass die Gesamtmenge an Campern dennoch Schaden anrichten wird.
Du störst Flora und Fauna. Deine Anwesenheit wirkt auf diesen Kreislauf »unberührten« Fleckchens Natur. Verdichtung des Bodens, tropfendes Öl, Abgase und so allerlei andere Folgen fallen dir bestimmt sofort ein. Von Müll haben wir an dieser Stelle noch gar nicht gesprochen. Und die zum Teil drakonischen Strafen für Regelverstöße so wie die Regeln selbst gehen auf »Erfahrungswerte« zurück, für die frühere Camper Verantwortung tragen. Offiziell zumindest.
Ich will dir keine Moral predigen. Diese Gedanken erscheinen mir allerdings durchaus beachtenswert. Und wenn du deine Entscheidungen darauf basierend triffst, dann haben wir alle schon mal ein gutes Stück Naturschutz im Hinterkopf.
Regelwirrwarr
Das hast du jetzt schon mehrfach gelesen und gehört, aber es ist einfach Camper-Realität: Jedes Bundesland (wie auch jeder Nationalstaat an sich) hat so seine eigenen Regeln, auch bezüglich des Wildcampens. Eine endlose Aufzählung ergibt an dieser Stelle keinen Sinn, ich versuche aber, ein paar Grundsätze zu beschreiben und verweise an andere Stelle mit hilfreichen Links.
Lagern oder Biwakieren
Gegen das Lagern ist noch kein Gesetzeskraut gewachsen. Wenn du also mal wieder zu Fuß durch die Natur streifst, dann darfst du im Wald in deinem Schlafsack schlafen, Beeren sammeln und dich ausruhen. Wenn du aber ein Wohnmobil dabei hast, lagerst du nicht. Auch Zelte werden in der Regel nicht geduldet. Es bleibt bei der Nacht unter freiem Himmel. Und es ist nicht explizit erlaubt, es ist einfach nicht verboten.
Offenes Feuer ist eigentlich immer ein Zankkapfel. Das wird nicht gerne gesehen, es gehen durchaus Gefahren davon aus. Insbesondere sind Naturschutzgebiete und Nationalparks zu beachten, hier gelten abermals strengere Regeln und ein Verstoß kann eine deutliche Disziplinierung nach sich ziehen.
Ein schwer zu durchschauendes Gewirr an Regeln und Verordnungen steht dir gegenüber. Eine Möglichkeit bieten dir verschiedene Anbieter, sogenannte »Naturlagerplätze« lassen dich die Atmosphäre des ungezwungenen Lebens in Gottes freier Natur spüren. Diese sind meist spartanisch, darum geht es ja im Grunde, und bieten dir zumindest Platz, häufig auch Wasser und die Erlaubnis ein Feuer zu entfachen. Das kann für dein Abenteuerbedürfnis schon mal ein Anfang sein.
Alternativen in Deutschland, Frankreich und Spanien
»Landvergnügen«, »France Passion« und »Espana Discovery« sind buchbare Alternativen für das Stehen mit dem Camper in »freier« Natur. Meist handelt es sich dabei um landwirtschaftliche Betriebe, die dir das Campen auf ihrem Betriebsgelände gegen Gebühr oder sogar völlig kostenfrei gestatten.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es überall in Europa noch Freiräume gibt, diese wollen halt gefunden werden. In touristisch stark frequentierten Regionen hast du es meist mit einem strengen Regelwerk zu tun und Einheimischen, die das oftmals auch durchzusetzen versuchen. In Gegenden, in denen »Fremde« nicht unbedingt zum Alltag gehören, begegnest du oft einer toleranteren Haltung.
Jedermannsrecht
Das »Jedermannsrecht« ist ein in den nordischen Ländern (ausgenommen Dänemark), Schottland und in der Schweiz gültiges Gewohnheitsrecht, welches allen Menschen bestimmte grundlegende Rechte bei der Nutzung der Wildnis und gewissen privaten Landeigentums zugesteht. Da es unter bestimmten Voraussetzungen auch Aktivitäten wie Zelten und Feuermachen erlaubt, geht es deutlich über ein reines Betretungsrecht, wie es zum Beispiel in Deutschland besteht, hinaus. (Quelle: Wikipedia)
Die Länder im hohen Norden sind wegweisend in Sachen Toleranz und persönlicher Freiheit. Hier kann Land zwar in privatem Besitz sein, aber muss dabei für jeden verfügbar bleiben. In erster Linie gilt das aber für Menschen, die sich in der freien Natur bewegen wollen, für dich und deinen Camper ist das keine automatische Einladung. Zudem kann das Campen vor Ort durch Beschilderung verboten sein. Schweden, Finnland und Norwegen gelten aber dennoch, trotz relativ starkem Tourismus, als Paradiese für Camper.
Das Schweizer »Jedermannzutrittsrecht«, welches das Campen mit Wohnmobil für ein oder zwei Nächte grundsätzlich möglich macht, wird an vielen Stellen jedoch durch Verbotsschilder wieder außer Kraft gesetzt.
Andersherum ist das Campen in Griechenland, Portugal und Kroatien ausnahmslos verboten, wird aber nicht überall auch kontrolliert. Dies ist keine Aufforderung, mehr ein Hinweis darauf, dass sich die Frage des Wildcampens nicht »mal eben« klären lässt.
Informiere dich
Bitte beachte, dass Verstöße in vielen Ländern mit empfindlichen Geldbußen geahndet werden können. Das Regelwerk ist individuell und zuweilen detailverliebt: Du musst dich für deine konkrete Zielregion informieren, zuweilen auch über den konkreten Standplatz.