Innen viel Platz und außen schön kompakt: So stellen sich viele Campingbegeisterte das ideale Reisemobil vor. Uns ging es da nicht anders, als wir uns aufmachten, DAS »autormobil« wie eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
Von Anfang an war klar: Wir wollen ein alltagstaugliches Gefährt. Und es soll unter 5 Meter Länge bleiben. Denn wir schaffen das Fahrzeug nicht für die Freizeit an, sondern für unser Business.
Als Autorin ist Corinna im Rahmen von Lesereisen oft wochenlang unterwegs. Das heißt, sie muss mit dem Camper problemlos in Innenstädte gelangen und die Parkmöglichkeiten von Schulen, Buchhandlungen oder Bibliotheken nutzen können. Tiefgaragen spielen eher eine untergeordnete Rolle.
Im Frühjahr 2019 besuchten wir die CMT in Stuttgart. Angesehen haben wir uns den Klassiker VW California (»Die kochen wirklich im Sitzen?«), einen schicken Mercedes Marco Polo (»Schwarzes Leder in einem Camping-Fahrzeug?«), den damals noch recht neuen Citroën Campster (»Da wackelt was!«) sowie zwei, drei andere Fahrzeuge. So richtig überzeugen konnte uns keines davon.
Der Unimog passte leider nicht in unseren Vorgarten ...
Es wurde letztendlich ein Ford Nugget Hochdach, Baujahr 2019, 170 PS, Weiß. Warum? Weil er auf knapp 5 Metern alles mitbringt, was wir brauchen. Und dabei noch ein überzeugendes Wohnraumkonzept bietet.
Als Basisfahrzeug dient der Transit Custom. Den gibt es übrigens mit normalem Radstand (L1) oder mit langem Radstand (L2). Nach dem Umbau durch Westfalia darf sich der frischgeborene Campervan dann Nugget nennen. Hat man einen L2 heißt das Plus an Länge dann auch so: Nugget Plus. Wir haben einen »Kurzen«.
Das schicke »Gloss Atomic Teal« im unteren Bereich ist foliert, das Bullauge macht den besonderen Look komplett. Wir haben das runde Fenster im Heck nachträglich einbauen lassen.
Um auf unseren Geschäftsreisen autark unterwegs sein zu können, bekam das »autormobil« ein Solarpanel (100 Watt) aufs Dach und einen Wechselrichter (Spannungskonverter 230 Volt / 2.000 Watt) zwischen den Vordersitzen verbaut.
Der Ford Nugget ist ein echter Kult-Camper. Sein Ausbau unterscheidet sich grundlegend von dem anderer Camper, wie zum Beispiel VW California, Mercedes Marco Polo oder Citroën Campster.
Mit seinem Wohnkonzept fällt er wohltuend aus dem Rahmen: Die Aufteilung im Ford Nugget erinnert an ein Mini-Apartment, denn Küche und Schlafbereich sind voneinander getrennt. Die Küchenmöblierung ist nicht linksseitig (der Schiebetür gegenüber liegend) eingebaut, sondern im Heckbereich – und zwar in L-Form. Im Nugget muss also niemand im Sitzen kochen oder gar ganz darauf verzichten, solange noch jemand im Bett liegt …
Ein Manko ist vielleicht der fehlende Heckstauraum. Uns hat das jedoch nie gestört: Wir nutzen in unserem Hochdach-Nugget das obere Bett als erweiterten Kofferraum. Und bei uns gibt es immer viel zu verstauen ...
Kompressorkühlschrank (40 Liter, Toplader), Spüle, Kochfeld (2-Flammen-Gasherd) und Arbeitsfläche – in der Winkelküche hinter der Rückbank (die übrigens drei Personen Platz bietet) ist alles ein wenig geräumiger als im Cali …
Der Ford Nugget war Liebe auf dem ersten Blick. Zumindest war Corinna regelrecht schockverliebt. Oliver schwärmte noch lange Zeit von der ausbaubaren Küche des Campsters ...
Inzwischen hat Oliver unzählige Male im Nugget gekocht. Ständig erfindet er neue Gerichte. Allesamt vegetarisch. Und lecker! Kurz und gut: Er möchte die Winkelküche und die uneingeschränkte Stehhöhe nicht mehr missen.
Da beim Nugget mit Aufstelldach (AD) das Dach vorne angeschlagen ist und hinten geöffnet wird, ist die Stehhöhe im Heckbereich am größten.
In der Hochdach-Variante (HD) kann man vorne wie hinten aufrecht stehen. Selbst bei dauerhaft ausgefahrenem Dachbett lässt sich problemlos in der Küche kochen – ohne sich den Kopf zu stoßen.
Ob man sich ein »Goldstück« mit Aufstell- oder Hochdach zulegt, ist eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorlieben.